Aktives Begegnen
Was passiert im Projekt „Aktives Begegnen“ und was ist die Idee dahinter?
Im Projekt „Aktives Begegnen“ sollen im Rahmen freizeitähnlicher Aktivitäten Begegnungen zwischen jungen Geflüchteten und Zugewanderten aus muslimisch geprägten Ländern einerseits und Studierenden im Studiengang Polizeivollzugsdienst andererseits initiiert werden. Die Begegnungsprojekte wurden durch die Projektteilnehmer:innen selbst mitentwickelt, sodass ein Angebot entsprechend der Interessengebiete der Projektteilnehmer:innen entstand. Es wurden fünf Begegnungsprojekte konzipiert: ein Fußballprojekt, ein CrossFit-Projekt, ein Gartenprojekt, ein Fahrradprojekt und ein Kochprojekt.
In den Begegnungsprojekten soll durch die aktiven Begegnungen ein interkultureller Austausch auf Augenhöhe und wechselseitiges Lernen ermöglicht werden. Das Kennenlernen im Rahmen geteilter persönlicher Interessengebiete kann Gemeinsamkeiten der Projektteilnehmer:innen offenbaren, sowie auch einen Raum zum Gespräch über Unterschiede begünstigen.
Durch die aktiven Begegnungen soll wechselseitig Verständnis, Respekt und Vertrauen gestärkt und die Resilienz gegen extremistisches Denken und gruppenbezogene Vorurteile erhöht werden. Verstärktes Vertrauen gegenüber der Polizei und interkulturelle Kompetenzbildung sind maßgebliche Faktoren für die nachhaltige Einbindung muslimischer Communities in die polizeiliche Präventionsarbeit, auch im Engagement gegen jeglichen Extremismus.
Unter Geflüchteten, aber auch unter in Deutschland aufgewachsenen Jugendlichen aus migrantisch und muslimisch geprägten Communities, bestehen teils starke, tradierte Ängste und Vorurteile gegenüber der Polizei. Die Projektteilnehmer:innen können durch den zwanglosen und niedrigschwelligen Kontakt zu angehenden Polizeibeamt:innen Ängste und Vorurteile überwinden und bestenfalls zu Multiplikator:innen innerhalb ihrer Communities werden, die das Vertrauen in die Polizei und den Staat stärken.
Da Polizeibeamt:innen besonders häufig mit Menschen in schwierigen Situationen zu tun haben, können sich Vorurteile und pessimistische Sichtweisen auf das Thema Integration leichter verfestigen. Aus den Erfahrungen im Einsatz resultiert bei vielen Polizisten:innen die subjektive Einschätzung einer zunehmenden Respektlosigkeit und Gewaltbereitschaft in den von Zuwanderung geprägten Milieus. Den Studierenden soll durch die praktische Arbeit im Projekt eine zusätzliche Sensibilisierung im Umgang mit Vorurteilen sowie kulturellen und religiösen Unterschieden vermittelt werden. Bei den angehenden Polizist:innen können durch die Mitwirkung am Projekt mögliche Vorurteile gegenüber einer oft als fremd wahrgenommenen Kultur und Religion abgebaut werden. Diese Fähigkeiten sollen in ihre Arbeit und in das eigene soziale Umfeld wirken.
Projektteilnehmer:innen auf beiden Seiten sollen dazu ermächtigt werden sich künftig proaktiv in Diskussionen einzumischen und undifferenzierte und vorurteilsbelastete Argumente gegenüber der Polizei beziehungsweise gegenüber Geflüchteten und Muslimen nicht mehr kommentarlos hinzunehmen.
Das Projekt ist beim Senator für Inneres im Referat 31 angesiedelt und wird durch Mittel des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge (BAMF) gefördert. Das Vorhaben ist auf eine Laufzeit von April 2020 bis Ende März 2022 vorgesehen.
Wie wird dieses Projekt umgesetzt?
Den Durchführungsrahmen des Projekts stellen zwei aufeinander aufbauende Module im Wahlpflichtbereich des Studiengangs Polizeivollzugsdienst an der Hochschule für öffentliche Verwaltung Bremen (HfÖV) dar. Zum Wintersemester 2020/21 startete das erste Modul mit 16 Studierenden und wurde im Sommersemester 2021 im zweiten Modul fortgeführt. Im ersten Teil erhielten die Studierenden thematische Inputs und befassten sich mit interkulturalitätsspezifischen Fragen. Der Fokus lag auf dem praktischen Bezug, indem interkulturelles Wissen und entsprechende Handlungskompetenzen im Zusammenhang mit regionalen Kontexten vermittelt wurden. Durch die Einbindung unterschiedlicher zivilgesellschaftlicher Akteure konnten die Studierenden die Vielfältigkeit des muslimischen Lebens und des gesellschaftlichen Engagements in der Integrationsförderung in Bremen kennenlernen.
Im Wahlpflichtmodul des Wintersemesters sollten die Studierenden zudem Ideen entwickeln, wie sie sich im zweiten Teil des Projekts engagieren können, um mit jungen Geflüchteten oder Zugewanderten in Kontakt zu kommen. Die Entscheidung, ob sie eigene Begegnungsprojekte entwickeln oder sich an bestehenden Projekten in Bremen beteiligen, lag bei den Studierenden. Die konkreten Formen der gemeinsamen Aktivitäten, die in den Begegnungsprojekten umgesetzt werden sollen, waren abhängig von den individuellen Interessengebieten (z.B. Sport) der Studierenden. Als Vorbild diente hier die Kooperation zwischen der HfÖV und dem Landessportbund Bremen aus dem Jahre 2015, als sich Studierende ehrenamtlich als Trainer:innen in Projekten mit Geflüchteten engagiert haben.
Das gesamte Projekt „Aktives Begegnen“ wird ausführlich dokumentiert und abschließend wissenschaftlich ausgewertet. Die Evaluation soll die Wirkungen der Begegnungsprojekte auf die Einstellungen der Beteiligten dokumentieren und untersuchen. Damit kann das Projekt Beiträge zu den Forschungsfeldern Extremismus- und Kriminalprävention, polizeiliche Dialogarbeit, Integrationspolitik und interkultureller Bildung liefern.
Zudem wird das Projekt videografisch begleitet, sodass der Kerngedanke der aktiven Begegnung und des interkulturellen Austausches im Rahmen eines Kurzfilms erfasst und dargestellt wird. Durch die Mitwirkung an diesen Kurzfilmen soll den Teilnehmer:innen auf freiwilliger Basis eine Plattform geboten werden, sich als Mensch hinter dem Label „Polizist:in“,„Muslim:in“ oder „Geflüchtete:r“ sichtbarer zu machen. Zudem möchten wir den Teilnehmer:innen einen Raum dafür anbieten, für sich selbst zu sprechen und ihre eigenen Geschichten aus ihrer eigenen Perspektiven zu erzählen.
*Auf Grund der dynamischen Entwicklung der anhaltenden Corona-Pandemie mussten an der ursprünglich intendierten Projektumsetzung einige Anpassungen vorgenommen werden, sodass aktuell eine digitale Alternative umgesetzt wird. Dies betrifft den Austausch zwischen den Zielgruppen, die wissenschaftliche Begleitung sowie auch die videografische Begleitung des gesamten Projekts.
Interessierten steht das Projektteam gerne jeder Zeit für weitere Auskünfte zur Verfügung!
Dieses Projekt ist nicht mehr aktiv.