Faires Kämpfen für Toleranz und Integration

 

Faires Kämpfen für Toleranz und Integration

Nicht gegeneinander kämpfen, sondern miteinander. Kein Kampf um Sieg oder Niederlage, sondern um ein gemeinsames Ziel. Wenn es im Projekt „Faires Kämpfen für Toleranz und Integration“ ans Kämpfen geht, dann gemeinschaftlich, und zwar für ein friedvolles interkulturelles Miteinander.


Herz und Kopf des Projektes Faires Kämpfen ist der Polizeibeamte Sebastian Häfker. Auf dem Höhepunkt der Flüchtlingsbewegungen im Jahr 2015 fragte er sich, wie er mit seinen Möglichkeiten den gemeinschaftlichen Zusammenhalt stärken kann. Seine Idee: Integration durch Sport. Als Judo-Leistungssportler und jahrelang erfolgreicher Judoka, rief er mit Faires Kämpfen ein integratives Sportprojekt ins Leben, das zum einen Menschen zusammenführt, die ansonsten wenig miteinander zu tun haben, und zum anderen traditionelle Judowerte vermittelt. Seine Idee ging auf. In bisher insgesamt 10 Projekten mit Flüchtlingen und Menschen der Mehrheitsgesellschaft gelang es Sebastian Häfker und seinem Team, Begegnungen zu schaffen und Berührungsängste sowie Vorurteile abzubauen.

Das Trainingskonzept enthält stets sportliche sowie außersportliche Elemente. Während der Schwerpunkt des ersten Projektes primär darauf lag, Judo zu vermitteln, verbindet das Training inzwischen verschiedene Sportarten miteinander, um Teambildung zu fördern. Kern des Angebotes ist nicht das Judo als Sport, sondern vor allem die Judo-Werte wie Fairness, Respekt, Hilfsbereitschaft und Toleranz. Sie sind das Fundament der Projekte, die bisher Laufzeiten zwischen drei Tagen und sechs Monaten hatten. Bei der Ausgestaltung des Trainings orientieren sich die Trainer stets an den Teilnehmenden, ihren Bedürfnissen und Interessen. Für Kinder eignen sich Judo-Elemente häufig besonders gut, da es ihnen oftmals gefällt, mit den „Großen“ zu rangeln und sich zu messen, so Sebastian Häfker. Andere Zielgruppen fühlen sich bei derart intensivem Körperkontakt jedoch unwohl, sodass der Schwerpunkt auf andere Sportarten sowie außersportliche Elemente gelegt wird. So zum Beispiel beim aktuellsten Osnabrücker Projekt mit Hort-Kindern alleinerziehender Eltern mit Migrationshintergrund, das eine eher akrobatische Ausrichtung hat und durch einen gemeinsamen Kochkurs ergänzt wird.

Was sind die Ziele des Projektes? Die maßgeblichen Ziele der Trainings sind Team-Building und Zusammenhalt sowie die Entwicklung eines Gemeinschaftssinns. Das eigentliche „Kämpfen“ steht dabei stets im Hintergrund. Vielmehr geht es darum, etwas miteinander zu machen. Selbst wenn es also ans Rangeln geht, rangeln die Kinder daher nicht untereinander – und vor allem nicht gegeneinander. Vielmehr wetteifern sie als Gruppe mit den Trainern. Im Rahmen der Trainings sollen die Teilnehmenden miteinander ins Gespräch kommen und sich austauschen können. Einen besonderen Erfolg sieht Sebastian Häfker dann, wenn der frühe Kontakt auch eine langfristige Wirkung erzielt: „Jedes von diesen Projekten hat etwas ganz Besonderes. Schön ist natürlich, wenn ich Teilnehmende lange nach dem Projekt wiedersehe und höre, sie haben immer noch miteinander Kontakt und sprechen noch immer in allerhöchsten Tönen von diesen tollen Erlebnissen mit Menschen, die sie normalerweise nie kennengelernt hätten. Es ist wirklich toll zu merken, dass das so eine Nachhaltigkeit erzielt und Freundschaften entstehen.“

Getragen wird Faires Kämpfen von der Bürgerstiftung Osnabrück und richtet sich mit seinem flexiblen Konzept an Teilnehmende verschiedenen Alters und Hintergrundes. Sebastian Häfker bietet dort seine Trainings an, wo er Bedarf sieht. So startete er sein letztes Projekt mit Kindern aus einem Hort in Chemnitz, wofür er sich aufgrund der dortigen rechten Ausschreitungen sowie zum Wohle eines besseren Verständnisses zwischen Ost- und Westdeutschland ganz bewusst entschied. Der Hort befindet sich in einer sozial eher schwachen Wohngegend und hat überdurchschnittlich viele Kinder mit Migrationshintergrund.

Wie wurde dieses Hort-Projekt gestaltet? Gemeinsam mit zwei Co-Trainern bot Sebastian Häfker ein dreitägiges Training mit einer festen Kindergruppe an, das von einem Film-Team aus Osnabrück begleitet wurde. Das Trainerteam bestand aus einem befreundeten Trainer aus Sachsen und einem aus Syrien, um als Vorbilder interdeutschen und interkulturellen Zusammenhalt bewusst vorzuleben. Während am ersten Tag vor allem Kennenlernspiele durchgeführt, Grundlagen vermittelt sowie das Team-Building gefördert wurden, durfte am zweiten Tag jedes Kind mit einem der Trainer rangeln. Bereits hier wurde ein verstärkter Zusammenhalt durch das Training am Vortag spürbar: „Man merkte, wie sehr die Kinder ihre Freunde angefeuert haben. Das war etwas ganz Besonderes für die Kinder, dass sie gemerkt haben ´Da ist ein Kind, mit dem ich noch nie etwas zu tun hatte, und das feuert mich nun an´. Man merkte am Lachen der Kinder, wie glücklich sie dadurch waren. Und am letzten Tag haben sie sich schon alle total darauf vorbereitet, einen Abschluss-Parcours gemeinsam zu schaffen. Dieses gegenseitige Anfeuern hat glaub ich ganz extrem dazu beigetragen, dass das Zusammenhaltsgefühl auch weiter bestehen geblieben ist – auch nach unseren Trainingseinheiten.“ So ging es als Höhepunkt des Trainings darum, als Gruppe gemeinschaftlich einen Parcours zu überwinden, um gemeinsam Urkunden zu gewinnen. Der Gegner war die Zeit. Seinen Abschluss fand das Projekt in einem gemeinsamen Eltern-Kind-Event, bei dem auch die Eltern der Kinder zum Mitmachen bei Vertrauens- und Rangelspielen eingeladen wurden.

Ein Monat nach Projektabschluss wurden sowohl die Kinder als auch ihre Eltern nochmals zu einem Zusatzevent in Chemnitz eingeladen, bei dem der entstandene Film vorgeführt wurde, der die gemachten Positiverfahrungen Revue passieren ließ. Den krönenden Abschluss bildete eine interkulturelle, generationenübergreifende Völkerball-Spielrunde mit allen. „Das ist bisher das aller schönste Projekt gewesen. Weil ich gemerkt habe, wie viele Vorurteile da aufgebrochen wurden. Sowohl bei den Kindern als auch bei den Hort-Mitarbeitern, die am Anfang auch etwas skeptisch waren. Aber letztlich war die Resonanz unglaublich und ich gehe ganz stark davon aus, dass da weiterhin Kontakt besteht“, resümiert Sebastian Häfker. Die Filmaufnahmen zu dem sportlichen Einsatz finden Sie hier.

Die größte Herausforderung in der Projektumsetzung sieht Sebastian Häfker in der verfügbaren Zeit. Als dienstabteilungsleitender Polizeibeamter mit Schichtdienstregelung sind die zeitlichen Ressourcen sehr begrenzt. Sind neue Projekte in Planung, bedarf es daher im Voraus einer sehr genauen Abstimmung der zeitlichen Umsetzung. Unterstützt wird er daher von zwei ehrenamtlichen Co-Trainern: Mohanad Alhajee stammt aus Syrien und war im ersten Projekt 2015 selbst Projekt-Teilnehmer. Er möchte der Gesellschaft gerne etwas zurückzugeben, sodass Sebastian Häfker ihn weiter förderte und aus privater Spendensammlung einen Sprachkurs ermöglichte. Inzwischen hat Mohanad Alhajee seinen Trainerschein für Breitensport absolviert und leitet im Projekt eigene Trainingseinheiten. Als weiterer Ehrenamtlicher unterstützt Ata Babarkarkhil das Projekt – auch er hat bereits seinen Trainerschein absolviert.

Öffentlichkeitwirksamkeit erreichen, aber wie? Zur großen Freude aller Beteiligten ist Faires Kämpfen ein voller Erfolg und erfährt ausgesprochen positive Resonanz. Während zu Projektbeginn zahlreiche Ressourcen darin investiert werden mussten, UnterstützerInnen für das Projekt zu gewinnen und Überzeugungsarbeit bei den zuständigen Behörden und Institutionen zu leisten, die vor allem in dieser Zeit hoch belastet waren, erfährt das Projekt inzwischen eine größere Unterstützung und Öffentlichkeitswirksamkeit. Dazu beigetragen hat unter anderem das oben genannte Filmprojekt, ein Besuch des niedersächsischen Innenministers sowie die Ausstellung einer hochwertigen Bildergalerie, die bei einem weiteren Projekt entstanden ist. Sebastian Häfker und sein Team freuen sich daher auf zahlreiche weitere Projekte, die neue Freundschaften fördern und Ihnen breite Kinderlächeln schenken.

 

Kontakt:

Sebastian Häfker, sebastian.haefker@gmx.de (Projektleitung)

Für weitere Informationen über Faires Kämpfen für Toleranz und Integration besuchen Sie gerne die Projekt-Website oder folgen Sie dem Projekt auf Facebook oder Instagram.