Occupational Licensing – Eintrittsbarrieren in Berufsfeldern und Arbeitsmarktintegration

Fragestellung/Ziel: 

Die interdisziplinäre Zusammenarbeit zwischen Soziologen und Ökonomen im Rahmen dieses Projekts hatte zum Ziel, die Folgen der Liberalisierung des Handwerks im Jahr 2004 zu verstehen. Traditionell ist das Handwerk in Deutschland stark reguliert und unterliegt strengen Zugangs- und Zulassungsbedingungen. Im Jahr 2004 wurden diese Anforderungen aufgrund eines Urteils des Europäischen Gerichtshofs für 53 der 94 Handwerksberufe gesenkt, in denen der Meistertitel seitdem nicht mehr Voraussetzung für die Ausübung eines Gewerbes ist. In den verbleibenden 41 Berufen blieb der Meisterbrief die obligatorische Zugangsvoraussetzung. In einer früheren Arbeit wurden die Auswirkungen der Reform von 2004 auf den deutschen Arbeitsmarkt untersucht. Die ökonometrische Analyse, bei der deutsche Sozialversicherungsdaten verwendet wurden, ergab keine Auswirkungen der Liberalisierung auf die Durchschnittslöhne oder die durchschnittliche Beschäftigung. Dieses Ergebnis ist überraschend, da die Liberalisierung den Eintritt in die deregulierten Berufe fördern sollte, was wiederum Druck auf die Löhne erwartbar scheinen ließ. Hinter dem Fehlen eines Durchschnittseffekts verbirgt sich jedoch eine gewisse Heterogenität: Wir stellen auch fest, dass die Qualifikationsprämie für einen Meister steigt, während die Beschäftigung von Meistern im Vergleich zu Arbeitnehmern ohne Meister in den liberalisierten Berufen sinkt. Beide Befunde legen nahe, dass die Deregulierung andere Anpassungsprozesse ausgelöst hat. So könnte es auf der Nachfrageseite zu einem erheblichen Anstieg gekommen sein, als die Zulassungsvoraussetzungen aufgehoben wurden (was den Abwärtsdruck auf die Löhne kompensiert hätte), oder es könnte zu Veränderungen in der Produktions- oder Organisationsstruktur der im Handwerk tätigen Unternehmen gekommen sein. Das Projekt untersuchte einige dieser Spielräume anhand von Daten auf Unternehmensebene und abgeglichenen Arbeitgeber-Arbeitnehmer-Daten auf der Grundlage von Sozialversicherungsdaten und Umfragedaten. Die finalen Ergebnisse liegen zum Zeitpunkt des offiziellen Projektendes noch nicht vollständig vor bzw. sind noch nicht publiziert und sind daher noch nicht Teil dieses Abschlussberichts.

Fact sheet

Finanzierung: 
DFG
Laufzeit: 
2014 bis 2022
Status: 
beendet
Datenart: 
IAB und Microcensus Daten, zusätzliche Quellen
Geographischer Raum: 
Deutschland

Veröffentlichungen